Quantcast
Channel: Frühere Archivtage – Rheinischer Archivtag
Viewing all articles
Browse latest Browse all 108

Dr. Joachim Oepen: Forschungsarbeit in Archiven I

$
0
0

Die dritte Sektion widmet sich der Beziehung der Archive zur Wissenschaft und geht u. a. der Frage nach, ob „der Historiker-Archivar“ weiterhin zum Berufsbild gehört. Aber auch die Anforderungen der Archive an die (Geschichts-)Wissenschaft sollen thematisiert werden.

Dr. Oepen, der stellvertretende Leiter des Archivs des Erzbistums Köln beginnt mit einem Zitat des Stadtgeschichtsforschers  Peter Johanek, der feststellt, dass der Anteil der Stadtarchivare an der Stadtgeschichtsforschung  rückläufig ist. Seit zwei Jahrzehnten entwickelt sich das Gegenbild zum Historiker-Archivar im Records-Manager, der vor allem auf die Ordnung und Bereitstellung von Informationen konzentriert ist. Gibt es eine Krise des Historiker-Archivars?

Das Bild das die Stellenausschreibungen von 2011 bis 2015 geben folgendes Bild. Ausgewertet wurden 30 vollständige Ausschreibungen alle Archivsparten und Gehaltsgruppen. Danach gehören wissenschaftliche Forschung und Publikationstätigkeit generell zu den Anforderungen der Stellen im Höheren Dienst. Bei Stellen im Gehobenen Dienst ist häufiger die Rede von der „Mitarbeit an historischer Forschung“. Nur in drei Ausschreibungen fand sich ausdrücklich keinerlei Wissenschaftsbezug. In der Theorie umfassen die Anforderungen an Archivarinnen und Archivare also nach wie vor die Tätigkeit in Wissenschaft und Forschung. Inwieweit dies in der Praxis umgesetzt wird, kann der Vergleich der Stellenanzeigen natürlich nicht nachweisen.

Im Historischen Archiv des Erzbistums Köln sind in den letzten 15 Jahren von vier mittlerweile noch zwei wissenschaftliche Stellen erhalten. Für beide Stellen ist ein Anteil von 50% der Tätigkeit in Wissenschaft und Forschung vorgesehen. In vielen Fällen geht es bei den Aufgaben allerdings stärker um historische Vermittlungsarbeit als um historische Forschungstätigkeit. Genuin wissenschaftliche Tätigkeiten werden verstärkt in den Bereich der Nebentätigkeiten verlegt, lohnen sich aber im Hinblick auf die Vernetzungsmöglichkeiten z. B. durch Lehraufträge an Universitäten.

Dr. Oepen hält ein Plädoyer für den Erhalt der wissenschaftlichen Tätigkeit von Archivarinnen und Archivaren, um für andere archivische Aufgaben am Puls der Forschung zu bleiben. Ob „der Historiker-Archivar“ nun „lebendig, halbtot oder tot ist“ – deutlich wird, dass Forschung, Wissenschaft und historische Bildungsarbeit nicht nur als Basis für archivische Öffentlichkeitsarbeit erforderlich sind sondern weiterhin von Archivarinnen und Archivaren sowohl von außen als auch von innen erwartet und gefordert werden sollten.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 108